Atomgewicht 500 by Hans Dominik

Atomgewicht 500 by Hans Dominik

Author:Hans Dominik [Dominik, Hans]
Language: deu
Format: epub


Am Montag früh kam Clayton zur gewohnten Zeit ins Werk und begab sich in sein Arbeitszimmer. Sein erster Griff galt der Postmappe, die auf dem Schreibtisch lag. Sie enthielt Briefe technischen und wissenschaftlichen Inhalts, die bereits in der Postzentrale des Konzerns geöffnet und ihm zur Bearbeitung zugeschrieben waren. Erst zum Schluß kamen einige an ihn persönlich adressierte Sendungen, die uneröffnet in der Mappe lagen. In der Hauptsache waren es Reklameschreiben, in denen Patentmedizinen, Rasierseifen, schottischer Whisky und anderes mehr angepriesen wurden. Nach flüchtiger Durchsicht versenkte Clayton sie umgehend in den Papierkorb.

Bei dem letzten Brief stutzte er. Die Adresse schien gegedruckt zu sein. Erst bei schärferem Hinsehen erkannte er, daß sie sehr sauber aus einzelnen Buchstaben zusammengesetzt und aufgeklebt war.

Wieder einmal irgendein Anonymus! ging es ihm durch den Sinn, während er den Umschlag aufschnitt, und ein Blick auf das darin befindliche Schriftstück bestätigte ihm die Richtigkeit seiner Vermutung. „Ein Freund der Wahrheit” lautete die Unterschrift, die wie der übrige Inhalt auch aus Druckbuchstaben zusammengesetzt war. Einen Augenblick hatte er Lust, den Brief ungelesen in den Papierkorb zu werfen, doch da hatten seine Augen schon den Sinn der wenigen Zeilen erfaßt. Was hatte dieser „Freund der Wahrheit”, der sogar seine Handschrift geheimzuhalten wünschte, hier mit Fleiß und Mühe zusammengeklebt? Clayton fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wolle er eine Täuschung fortwischen, aber die Lettern blieben unverändert auf dem Papier stehen, und kopfschüttelnd überlas er sie ein zweites und drittes Mal.

„Dr. Wandel hat sich vor seinem Weggang aus Detroit eine Nacht in der Abteilung Melton zu schaffen gemacht. Dabei war ihm der Laboratoriumsdiener McGan behilflich.

Ein Freund der Wahrheit.” Clayton wußte nicht, ob er laut auflachen oder sich den Kopf halten sollte. Da vermutete der Präsident Chelmesford in dem unbekannten Helfer einen geschickten Physiker, und hier verdächtigte ein Anonymus den simplen Laboratoriumsdiener McGan der Beihilfe.

Er stützte den Kopf in beide Hände und starrte minutenlang auf das eigenartige Schriftstück. Und je länger er darüber nachdachte, um so mehr wurde er geneigt, den Inhalt wenigstens als nicht ganz unwahrscheinlich anzusehen. Gewiß, der Laboratoriumsdiener war ohne besondere Vorkenntnisse zur United gekommen, aber er hatte sich gut eingearbeitet. Clayton erinnerte sich, daß Melton den Mann öfter wegen seiner Geschicklichkeit und Umsicht gelobt hatte, was aus dem Munde des ewig griesgrämigen Professors schon etwas bedeuten wollte. So völlig undenkbar war es demnach nicht, daß Dr. Wandel sich den Iren bei seinem nächtlichen Experiment zu Hilfe genommen hatte. Aber handelte es sich denn überhaupt um dies Experiment? Davon stand nichts in dem Brief. Er enthielt auch kein Datum, und Joe Schillinger, um dessen Anwesenheit bei jenem Versuch man in der United bereits wußte, war überhaupt nicht erwähnt. Das gab wieder neue Rätsel auf und entsprach damit durchaus den Absichten, die der Urheber der anonymen Mitteilung verfolgte.

Lange hatte Tom White hin und her probiert, Entwürfe gemacht und wieder zerrissen, bis er zu der auf den ersten Blick ziemlich läppisch erscheinenden Fassung kam, die Clayton jetzt Kopfzerbrechen verursachte. Peinlich hatte er sich dabei gehütet, seine Mitteilung etwa so zu



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